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Das unhaltbare Dilemma moderner Führung: Eine präzisierte Analyse
Der vorliegende Text beleuchtet eindringlich die psychischen und physischen Kosten, die von Führungskräften in der heutigen Arbeitswelt unter kapitalistischen Bedingungen getragen werden. Anhand des beispielhaften Falls eines CEOs wird ein systemisches Problem offenbart, das weit über individuelle Belastbarkeit hinausgeht.
Der Fall eines Geschäftsführers (CEO): Ein Spiegel der Überforderung
Ein sportlicher CEO Anfang 50, ohne Vorerkrankungen, berichtet von 80-Stunden-Wochen und einem rasenden Herzen beim Einschlafen. Seine physiologischen Marker sind alarmierend: katastrophale Herzfrequenzvariabilität (HRV), ein pathologisches Cortisoltagesprofil, gestörter Schlaf und gestresste Verdauung. Während sein Denken „glasklar“ erscheint, ist sein Fühlen „blockiert“. Die persönlichen Konsequenzen reichen bis in sein Privatleben: Seine Frau geht eigene Wege, seine Kinder sind ihm fremd.
Die Kernfrage, ob Entscheidungen aus Angst oder aus anderen Gründen getroffen werden, offenbart eine erschütternde Erkenntnis des CEOs: „Habe ich eine Wahl?“ Dies deutet auf eine tiefsitzende Fremdbestimmung hin.
Vom Entscheider zum Reagierer: Die Erosion echter Führung
Das zentrale Problem vieler Spitzenkräfte ist nicht das Treffen falscher Entscheidungen, sondern das
Ausbleiben echter, strategischer Entscheidungen. Stattdessen sind sie in einem Modus des ständigen Reagierens gefangen – auf Deadlines, Erwartungen, Key Performance Indicators (KPIs) und die allgegenwärtige Angst.
Echte Managemententscheidungen sind strategischer Natur, beinhalten ein Bekenntnis zu einer bestimmten Zukunft und sind mit erheblichen Risiken und Unsicherheiten verbunden. Sie erfordern innere Ruhe und eine unternehmerische Gesamtschau, die unter chronischem Druck kaum zu finden ist.
Die multiplen Druckpunkte der Führungskraft
Führungskräfte operieren unter einem Bündel von Drücken, die ihre Handlungsfähigkeit massiv einschränken:
- Zeitdruck durch Deadlines: Projektzeitpläne und Abgabetermine dominieren den Arbeitsalltag und erzwingen schnelle Reaktionen.
- Hierarchischer Druck von oben: Forderungen der Geschäftsführung und Unternehmenseigner nach eigenständigem Denken, Leistungssteigerung, Rentabilität und strikter Strategieumsetzung prägen das Handeln.
- Druck durch die Führungsrolle von unten: Mitarbeiter erwarten Vertrauen, Delegation von Verantwortung, Wertschätzung, Entscheidungsstärke, Motivation, Loyalität, Durchsetzungsstärke, konstruktive Kritik, Konfliktfähigkeit und das Vorleben von Unternehmenswerten.
- Druck durch Sachzwänge: Marktdruck, Konkurrenz und der „unnatürliche Wachstums-Zwang“ im Kapitalismus erzwingen ein ständiges „Höher, Schneller, Mehr“.
- Druck durch KPIs: Leistungskennzahlen steuern den Erfolg und die Auslastung auf allen Ebenen.
- Selbst auferlegter Druck (mit blindem Fleck): Viele Führungskräfte sind aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz aufgestiegen, ohne ausreichend auf die neuen Anforderungen an strategisches Denken, Teamdynamik, Konfliktlösung und Kommunikation vorbereitet zu sein. 18Dies führt zu einer Situation, in der sie „fachlich top, menschlich überfordert“ sind und oft zu stolz, dies zuzugeben.
- Druck durch unterdrückte Ängste: Ängste vor Verlust, Versagen, Sinnkrise, Krankheit, Fehlentscheidungen, Veränderung, Präsentationen und Statusverlust belasten Führungskräfte zusätzlich permanent.
Die neurowissenschaftliche Bestätigung: Der Preis der Anpassung
Neurowissenschaftlich betrachtet führt chronischer Entscheidungsdruck bei gleichzeitiger gefühlter Fremdbestimmung zu einer dauerhaften Aktivierung des Stressnetzwerks (Amygdala, Hypothalamus, Nebennieren).
Die Folgen sind gravierend: steigende Entzündungswerte, ein kollabierendes Immunsystem, sinkende Herzfrequenzvariabilität (HRV) und ein massiver Abbau von Führungsqualitäten wie Perspektivwechsel und Impulskontrolle.
Wer dauerhaft seine Ängste unterdrückt und gegen das eigene Gewissen entscheidet, riskiert seine Gesundheit und Leistungsfähigkeit.
Krank durch Führung: Individuelle und Systemische Folgen
Diese Belastungen führen zu einer Zunahme psychischer Erkrankungen wie Burnout, Depressionen und Angstzuständen, sowie physischer Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates. 24Ursachen sind anhaltende Überforderung, lange Arbeitszeiten, mangelnde Bewegung und ungesunde Lebensweisen.
Das Dilemma ist nicht nur individuell, sondern systemisch:
Viele Organisationen reproduzieren diesen Mechanismus, der Menschen in Führungspositionen „verschleißt“. Unter kapitalistischen Rahmenbedingungen müssen Unternehmen rentabel arbeiten, Profit erwirtschaften, ihre Absatz- und Konkurrenzfähigkeit erhalten und Abgaben an den Staat leisten. 27Was als „Leadership“ bezeichnet wird, entpuppt sich oft als „Fremdherrschaft und internalisierte Selbstvergewaltigung und Selbstausbeutung im Dienste der Macht des Kapitals, des privaten Profites und der wirtschaftlichen Effizienz“. Die ständigen Imperative wie „Du musst!“, „Du sollst!“, „Du darfst nicht!“ und „Es ist verboten!“ 29 verdeutlichen den Verlust an Autonomie und Gestaltungsspielraum.
Fazit: Ein unlösbares Dilemma unter aktuellen Bedingungen?
Die unerfüllbaren Anforderungen, die an Führungskräfte gestellt werden – von Kapitalismus, Hierarchie, Mitarbeitern und an sich selbst – sind real, doch die Voraussetzungen für ihre Erfüllung fehlen. 30Viele Führungskräfte wollen leisten, wissen aber nicht, wie, oder können es schlicht nicht. 31Sie benötigen Entwicklung von sozialen und Selbst-Kompetenzen, Zeit und Raum für echte Gestaltung, Austausch mit anderen Führungskräften, Klarheit, Vertrauen, Feedback und Rückhalt sowie realistische Ziele. Führung ist kein „Selbstläufer“, sondern ein erlernbarer Beruf, der Reifung und systemische Unterstützung erfordert.
Ohne eine grundlegende Veränderung der Rahmenbedingungen und der Unternehmenskultur wird das Dilemma der Führungskräfte weiterhin ungelöst bleiben und Individuen sowie Organisationen nachhaltig schaden.
Unter Druck ruhig und kühl zu bleiben, ist nicht nur eine Fähigkeit… Es ist eine Kunst.
Und wie jede Kunst kann sie entwickelt werden – mit Geduld, Übung und Zielstrebigkeit.
Sagar Gugale sagt auf Twitter (https://www.linkedin.com/in/sagarg2712)
Als Unternehmer und Berater habe ich die wilden Schwankungen der Realität miterlebt – die Hektik, die Ungewissheit, die unerwarteten Wendungen.
Aber jede Herausforderung birgt eine Lektion.
Hier ist, was ich im Laufe der Zeit gelernt habe:
⚡ Druck bricht dich nicht – er formt dich.
🌬️ Atme durch das Chaos.
🎯 Agieren, nicht re-agieren.
🧭 Lasse Dich von Deiner inneren Ruhe leiten.
Mit jedem schwierigen Moment habe ich meine Fähigkeit vertieft, geerdet zu bleiben.
Es hilft mir, bessere Entscheidungen zu treffen, mit Freundlichkeit zu führen und Vertrauen zu erwecken.
Die gute Nachricht?
Diese kühle Gelassenheit ist nicht nur einigen wenigen vorbehalten.
Es lässt sich aufbauen – einen Moment nach dem anderen.
Titelbild: Bild von pete linforth von pixabay
Image by Pete Linforth from Pixabay