Stress durch ständige Erreichbarkeit aufgrund von Smartphones

Die ständige Erreichbarkeit durch Smartphones hat unser Leben grundlegend verändert: E-Mails, Nachrichten und Social-Media-Updates erreichen uns rund um die Uhr, was eine „Always-On“-Kultur schafft. Diese permanente Verfügbarkeit klingt praktisch, führt jedoch häufig zu erheblichem Stress.
Im Folgenden werden die Ursachen, Auswirkungen und mögliche Bewältigungsstrategien erklärt, basierend auf aktuellen Erkenntnissen.

Ursachen des Stresses

Der Kern des Problems liegt in der technischen Verfügbarkeit, die psychische und emotionale Belastungen erzeugt:

  • Unterbrechungen durch Benachrichtigungen: Jede Vibration oder Klingel fordert Aufmerksamkeit und unterbricht den Konzentrationsfluss. Studien zeigen, dass dies zu einer „Aufmerksamkeitsfragmentierung“ führt, bei der der Wechsel zwischen Aufgaben (Task-Switching) die Produktivität um bis zu 40 % senkt und Frustration aufbaut.
  • FOMO (Fear of Missing Out): Die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, treibt uns dazu, ständig zu checken. Social Media verstärkt dies durch den ständigen Strom an Updates, was ein Gefühl der Dringlichkeit erzeugt.
  • Verschwommenheit von Arbeit und Privatleben: Viele Menschen, insbesondere Führungskräfte, fühlen sich verpflichtet, jederzeit erreichbar zu sein. Eine Umfrage ergab, dass 88 % der Befragten durch Smartphones höherem Stress ausgesetzt sind, da Grenzen zwischen Job und Freizeit verschwimmen.

Diese Faktoren wirken sich besonders in einer hektischen Alltagswelt aus, wo bereits jeder Zweite durch die Schnelllebigkeit belastet ist.

Auswirkungen auf Psyche und Körper

Der Stress durch ständige Erreichbarkeit ist nicht nur subjektiv – er hat messbare Konsequenzen:

  • Psychische Belastungen: Erhöhtes Risiko für Angststörungen, Depressionen und Schlafstörungen. Eine Studie aus 2023 fand, dass exzessiver Smartphone-Gebrauch mit höheren Werten bei Depression, Angst und Stress korreliert; Reduzierung der Nutzung könnte diese lindern. In Österreich berichten viele, dass dies zu Unruhe und Erschöpfung führt.
  • Physische Effekte: Chronischer Stress aktiviert die Ausschüttung von Cortisol (Stresshormon), was langfristig zu Burnout, Konzentrationsstörungen und sogar Herz-Kreislauf-Problemen beitragen kann. Obwohl die genaue Verbindung zu Cortisol noch erforscht wird, melden Nutzer subjektiv mehr Stress seit der Smartphone-Ära.
  • Soziale Konsequenzen: Beziehungen leiden, da Präsenz im Hier und Jetzt abnimmt. Die Dauerhaftigkeit von Messenger und E-Mails schafft ein Gefühl der Verpflichtung, das die Erholung erschwert.

Bewältigungsstrategien

Glücklicherweise gibt es Wege, dem entgegenzuwirken – der Schlüssel liegt in bewusster Nutzung:

  • Grenzen setzen: Definieren Sie „No-Phone-Zeiten“, z. B. abends oder bei Mahlzeiten. Apps wie Screen-Time-Tracker können helfen, die Nutzung zu monitoren.
  • Digitale Detox: Regelmäßige Pausen vom Gerät, z. B. ein Wochenende ohne Smartphone, reduzieren Stress spürbar.
  • Bewusstsein schaffen: Führen Sie ein Nutzungs-Tagebuch und ersetzen Sie Scrollen durch Achtsamkeitsübungen. Bei Treffen mit Freunden: Handy in den Flugmodus.

Zusammenfassend

ist der Stress durch ständige Erreichbarkeit ein modernes Phänomen, das unsere Freiheit einschränkt, anstatt zu erweitern. Indem wir die Technologie als Werkzeug – nicht als Herrscher – behandeln, können wir die Vorteile nutzen, ohne die Nachteile zu erleiden. Wenn Sie tiefer in persönliche Strategien eintauchen möchten, empfehle ich, mit einem Achtsamkeits-App zu starten oder professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.
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Aus der Forschung:

Ständige Erreichbarkeit: 

Forscher aus China haben eine Tagebuchstudie durchgeführt, bei der 176 Triaden (jeweils ein Angestellter, die Führungskraft und der Lebenspartner) erfasst wurden. Untersucht wurde, welche Auswirkungen die durch moderne Medien verursachte ständige Erreichbarkeit auf das Familienleben und die Arbeitsleistung haben. Ergebnis: Das hängt vom Individuum und seiner Einstellung ab. Wer karriereorientiert ist, den motivieren Anfragen auch nach Feierabend. Menschen mit dem Fokus auf Prävention und Sicherheit hingeben nehmen die Erreichbarkeit als Bedrohung wahr. Die Forscher plädieren für individuelle Regelungen. (PERSONALquarterly, 4/2025, S. 57)

Smartphone:

Die Reduzierung der Zeit, in der man am Smartphone hängt, erhöht die Lebensqualität und die Zufriedenheit. In einem Experiment reduzierte eine Gruppe die Handy-Nutzung um eine Stunde pro Tag, eine zweite bewegte sich pro Tag 30 Minuten mehr, eine dritte kombinierte beides, eine vierte veränderte nichts. Die Gruppen 1 und 3 zeigten nach einer Woche weniger depressive Stimmungen, eine höhere Arbeitszufriedenheit und eine erhöhte Motivation (managerSeminare, 12/2024, S. 11)

Smartphones:

Wenn es in unserer Tasche klingelt oder vibriert, sind wir alarmiert – egal, was wir gerade tun. Wer also sein Handy während der Arbeit einschaltet, läuft Gefahr, abgelenkt und unterbrochen zu werden. Laut einer Studie an der Universität Paderborn soll es schon ausreichen, wenn das Handy in Sichtweite ist, also zum Beispiel neben der Tastatur auf dem Schreibtisch liegt. Dazu sollten 40 Probanden Konzentrationsaufgaben lösen, einige mit, andere ohne ein Smartphone im Raum. Ergebns: Schon die Anwesenheit des Smartphones schränkte die kognitive Leistung der Teilnehmer ein. (managerSeminare, 09/2023, S. 6)

Video-Meetings: 

Wer zwischen zwei Online-Meetings keine Pause einlegt, zeigt im Hirn-Scan deutliche Aktivitäten der Betawellen (ein typischer Stressmarker) und im Folge-Meeting geringeres Engagement. 10 Minuten Pause, die allerdings nicht mit Arbeit oder gar vor dem Rechner verbrachte werden sollten, senkt die Aktivität wieder auf das Ausgangsniveau und korreliert mit höherem Engagement in den nächsten Treffen. (Harvard Business Manager, 11/2023, S. 17)

INSPIRATION: 

Gesundheitsbewusste Menschen werden den Begriff vermutlich kennen: Herzratenvariabilität (HRV).  Gemeint ist eine Kennzahl, die misst, wie stark die Zeit zwischen zwei Herzschlägen schwankt. Unser Herz funktioniert nämlich nicht wie ein Metronom, bei dem, egal wir schnell der Puls ist, die Zeit zwischen zwei Schlägen immer genau identisch ist. Was bedeutet das?

Nun, unser Körper reagiert auf Belastungen, er wechselt zwischen Anspannung und Entspannung, und das offenbar sehr feinfühlig. Ist die HRV hoch, bedeutet das, der Körper reagiert flexibel auf Belastungen. Am konkreten Beispiel: Sind wir unter Belastung und unser Herz schlägt schnell, dabei mit einer hohen HRV, reagiert der Körper angemessen, er passt sich an. Ist bei hoher Puls die HRV aber niedrig, erleben wir Stress (Ausnahme: Beim Sport!). Ist der Pulsschlag gering und die HRV hoch, erholen wir uns. Eine geringe HRV ist also ein Alarmsignal.

Quelle: Managementwissenonline

Titelbildquelle: Bild von Pete Linforth von Pixabay